Die Geschichte von Mariazell
Lage
Mariazell liegt an der Grenze zwischen Steiermark und Niederösterreich in den nördlichen Kalkalpen, am Fuße der Bürgeralpe (1270 m). Die Stadt liegt entlang von mehreren Tälern, verlassen kann man sie in jede Richtung nur durch Pässe und Sattel. Die Nachbartäler sind: Salzatal, Walstertal, Ürünautal, Aschbachtal, Gollradtal bzw. in Niederösterreich Erlauftal und Lassingtal.
Klima
Aus klimatischer Sicht gehört dieses Gebiet zu den weniger günstigen Österreichs. Der Winter ist kälter als im Allgemeinen, im Halltal der Region ist die Temperatur von -30 °C auch nicht selten. Der Sommer ist kühler als in anderen Gebieten, es gibt auch reichlich Niederschlag. Die freundlichste Jahreszeit ist der Herbst, im Oktober gibt es die meisten sonnigen und im November die meisten trockenen Tage. Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt 1200 mm, die niederschlagsreichsten Monate sind der Juli und der Dezember, der letztere bietet auch an ca. 115 Tagen des Jahres schneesichere Pisten. Aufgrund der klimatischen Verhältnisse gibt es hier auch gleichzeitig viel Nebel, besonders in den Tälern. In Mariazell gibt es durchschnittlich 60 neblige Tage im Jahr. Die herrschende Windrichtung ist die nordwestliche, aber oft weht aus der Richtung Hochschwab auch südöstlicher Wind (Fön). In den Tälern kommen es oft Temperaturinversionen vor, weil die Luftströmung langsam ist.
Geschichte
Aus der vorchristlichen Zeit bzw. aus dem ersten Jahrhundert gibt es keine Beweise hinsichtlich einer Siedlung in dieser Region, aber die illyrisch-keltischen Namen der Berge und Flüsse weisen darauf hin, dass diese Stämme hier vorgekommen sind. Wahrscheinlich kannten Sie auch den Hallstätter Salz, der Salzweg der Römer führte nämlich im 16. Jh. vor Christi auch durch diese Gegend.
Im 6. Jahrhundert, während der Awaren-Herrschaft sind hier Slawen sesshaft geworden, die schon landwirtschaftlich tätig waren, darauf weisen wiederum die Namen der Gemeinden und Berge hin. 1025 schenke Kaiser Konrad II. Mariazell mit einigen Gebieten der Mürztaler Grafschaft seiner Schwägerin Beatrix. Über die Auseinandersetzungen hinsichtlich des Geschenkes hörte selbst der Papst, und die Entscheidung wurde letztendlich vom Salzburger Erzbischof Eberhard getroffen: das Gebiet bekam die Abtei St. Lambrecht. Als Gründungstag der Stadt gilt, aufgrund einer Urkunde des Papstes Adrian IV., der 21. Dezember 1151.
Der Name „Cell“ erscheint das erste Mal 1243, in der Urkunde des österreichischen Herzogs Friedrich II., in der er dem Abt von St. Lambrecht freie Verfügung hinsichtlich der Salz- und Erzeinnahmen in der Umgebung von Cell sichert. Danach bekam der Abt 1342 die Genehmigung um Märkte zu organisieren. Er wählte dazu Mariazell, die damals schon eine bedeutendere Siedlung geworden ist. Mariazell bekam dann 1344 das Marktrecht, d.h. die Bürger dürften ab dieser Zeit Handel betreiben und Märkte abhalten. Der Hauptplatz und die drei Hauptstrassen stammen in ihrer heutigen Form aus dieser Zeit. Während des14. Jh.-s wird die Kirche in gotischem Stil mehrmals umgebaut. Die Türken kommen 1420 das erste Mal nach Mariazell, die Brände ruinieren die Häuser, aber auch die Kirche. Der nächste große Brandfall mit erachtlichen Schäden passiert 1474. Die Türken kommen 1532 zurück, setzten mehrere Häuser in Brand, aber die Kirche bleibt diesmal verschont.
1644 beginnt die Barockisierung der Kirche. Dies dauert bis zum Jahr 1780. Kaiser Leopold I. besucht 1679 Mariazell, aber ein Mitglied seiner Begleitung infiziert die Stadtbewohner mit der Pest, und es gibt 156 Opfer. 1683 befürchtet man einen neuen türkischen Angriff, deshalb wird die Gnadenstatue und das Maria-Bild nach St. Lambrecht geliefert, aber noch im selben Jahr kommen sie auf ihren Originalplatz zurück.
1736 besucht die frischvermählte Maria Theresia mit ihrem Mann Mariazell, dann gibt sie dem Abt im Jahr 1742 ein Erzgewinnungsrecht für die Gebiete Gollrad und Aschbach, sie genehmigt ferner ein Eisengusswerk aufzubauen und zu betreiben. 1786 ließ Kaiser Joseph II. mit zahlreichen anderen Kloster auch die Abtei St. Lambrecht aufheben, wovon auch Mariazell betroffen war. Die Wahlfahrten wurden erschwert und später gänzlich untersagt. 1798 verwüstete neuerlich ein Großbrand den Ort.
1800 gab es wieder Brandverwüstungen in anderen Teilen der Stadt und dann im Jahr 1805 kam es zum ersten Franzoseneinfall und zu Kampfhandlungen im Raum Mariazell. 1809 wurde der Kirchenschatz vor den französischen Truppen nach Temesvár (damals Ungarn) in Sicherheit gebracht, wenige Wochen später rückten die Franzosen in Mariazell auch ein. Kampfhandlungen, Requirierung und Missernten führten in diesen Jahren zur Ausblutung der Bevölkerung. 1816 wurde ein regelrechtes Hungerjahr für Mariazell, Erzherzog Leopold versucht mit Kartoffelllieferungen zu helfen. Der größte Brand des Ortes entstand 1827, der fast die ganze Stadt einäscherte und bei dem die Kirche schwere Brandschäden erlitt, aber zwischen 1828 und 1832 konnte der Ort unter großen Mühen und Opfern wieder aufgebaut werden. 1837 wird Mariazell vom Kaiser Ferdinand I. besucht, später zum 700. Jahrestag der Gründung auch von Kaiser Franz Joseph I. und seiner Gemahlin Elisabeth. Während seiner Herrschaft wird 1849 die erste Gendamariestelle errichtet, 1830 der erste Bürgermeister gewählt, 1856 auf der Bürgeralpe der erste Aussichtsturm gebaut und 1874 die Feuerwehr organisiert.
1892 wurde ein Elektrizitätswerk aufgebaut, das Mariazell mit Strom versorgt, 1896 erfolgte der Bau der ersten allgemeinen Wasserleitung und 1898 wurde das Mariazeller Eisengusswerk stillgelegt. 1907 geht die Eisenbahnlinie aus Kirchberg bis nach Mariazell, der 750. Jahrestag der Ortsgründung wird gefeiert. 1908 bekommt die Kirche den Rang einer Basilika, im gleichen Jahr hält Matthias Zdarsky die ersten Skikurse. 1910 besucht Kaiser Franz Joseph I. das dritte und gleichzeitig letzte Mal die Stadt Mariazell. 1911 waren auch der spätere letzte Kaiser, Erzherzog Karl mit seiner Gemahlin Zita hier. 1928 wurde als eine der ersten Seilbahnen eine Gondelbahn auf der Bürgeralpe gebaut.
1945 zogen die Russen in Mariazell ein und nahmen mit 5000 Mann Quartier, 1948 wurde der Ort zur Stadt erhoben. 1966 lösten die Patres des Stiftes Kremsmünster die Patres des Schottenstiftes, welche die kirchliche Leitung Mariazells inne hatten, ab, in den darauffolgenden Jahren werden bedeutende Renovierungen an den kirchlichen Gebäuden durchgeführt. 1983 besuchte Papst Johannes Paul II. die Stadt, der Papstaltar wurde auf dem Hauptplatz aufgebaut. Im Zuge dieses Großereignisses wurden in der gesamten Stadt umfassende Fassadenrenovierungen vorgenommen.
1991 wurde die Asche von Kardinal József Mindszenty nach Esztergom in Ungarn geliefert. 1992 kommt Mariazell zur Gründerabtei St. Lambrecht zurück. Am 8. September 2007, zur 850. Jahrestag der Gründung pilgerte Papst Benedikt XVI. nach Mariazell.
Ursprung des Namens, Legenden
Der Name der Stadt
Am 21. Dezember 1157 am Abend kam ein Benediktiner Mönch namens Magnus aus St. Lambrecht im Auftrag des dortigen Abtes in die Umgebung an, um der Seelensorger der hiesigen Menschen zu werden. Magnus brachte auch seine Lieblingsstatue, eine Maria aus Holz mit. Der Weg wurde von einem riesigen Felsen blockiert, und er konnte nicht weitergehen. Er bat den Mönchen Susanva um Hilfe, sein Gebet wurde angehört, der Felsen spaltete sich und so konnte Magnus seinen Weg fortsetzen. Als er ankam stellte er die Statue auf einen Baumstamm und baute eine kleine Holzkapelle dorthin ( "Maria in der Zette" ), die bald das religiöse Zentrum der Region geworden ist.
Die Heinrich-Legende
Heinrich, der Markgraf von Mähren und seine Gemahlin litten unter so schwerer Gicht, dass sie aus dem Bett nicht mehr aufstehen konnten. In einer Nacht träumten sie, dass St. Wenzel ihnen sagt: sie sollen an der heiligen Mutter glauben und nachdem sie wieder gesund werden, sollen sie zu ihr nach Mariazell pilgern, wo sie aus Dankbarkeit eine Kirche bauen müsssen. Das haben sie auch getan, verordneten eine Kirche zu bauen und kehrten in ihre Heimat zurück. Heinrich in der Legende (1197-1222) könnte wahrscheinlich der Bruder vom König Ottokar I. sein.
Die Ludwig-Legende
Gegen den ungarischen König Ludwig I. zogen die Türken und andere Barbarenvölker mit 8000 Soldaten auf. Auf der anderen Seite standen 2000 Männer in einer fast aussichtslosen Lage. Ludwig betete zur Gottesmutter in Zell, die in seinem Traum ihre Unterstützung versprach. Als er aufwachte, fand er jenes Maria-Bild, das ansonsten auf einem kleinen Altar stand, auf der Brust. Dies war für ihn ein himmlisches Zeichen und er gewann die Schlacht gegen die Türken. Aus Dankbarkeit suchte er mit seinem Heer Mariazell auf, wo er das mit Gold und Edelsteinen geziertes Bild und viele weitere Schätze mit seinem Wappen der Kirche schenkte. Die Legende basiert auf historische Tatsachen, der ungarische König Ludwig I. herrschte von 1342 bis 1382 und obwohl der Zeitpunkt der Schlacht unsicher ist, nehmen die Historiker an, dass sie wahrscheinlich im Jahr 1364. stattfand.
Wirtschaft
Mariazell gehört zur Region Bruck an der Mur in der Steiermark. In dieser Region war früher hauptsächlich die Industrie dominierend, aber ähnlich zu anderen Teilen des Landes, wird immer mehr der dritte Sektor maßgebend. Während im ersten und zweiten Sektor die Zahl der Beschäftigten rasend abnimmt, steigt sie im Dienstleistungsbereich und Tourismus im gleichen Maße. Die beiden größeren Städte der Region (Bruck an der Mur, Kapfenberg) sichern etwa 70% der Arbeitsplätze, dann kommt mit 5% Mariazell auf dem dritten Platz. Die bedeutendste Einnahmequelle von Mariazell ist der Tourismus, fast jeder vierte Arbeitsplatz wird im Gastgewerbe und in den Hotels angeboten. Die wirtschaftlichen Daten der Region weichen (Ennahmen, Beschäftigung, Arbeitslosigkeit) nur sehr wenig vom Landesdurchschnitt ab. In der Stadt gibt es zahlreiche Kleinbetriebe, wo traditionelle Produkte, Gebrauchsgegenstände hergestellt werden. Der vielleicht berühmteste unter ihnen ist die Likörfabrik, wo aufgrund von traditionellen Rezepten aus Kräutern Magenbitter hergestellt wird, oder der Lebkuchenbetrieb, wo wiederum mit alten Rezepten die berühmten Mariazeller Lebkuchen produziert werden. Beide Betriebe kann man besuchen.
Wahlfahrtsort
Die Stadt ist eine der bedeutendsten Maria-Wahlfahrtsorte Mittel-Europas, seit Jahrhunderten kommen die Pilger, die an der Hilfe der heiligen Mutter glauben und an das Wunder hoffen. Die heilige Muttter wird mit zahlreichen Namen geehrt: Magna Mater Austriae, Alma Mater Austriae, Gnadenmutter von Mariazell (mariazelli könyörületes anya), Alma Mater Gentium Slavorum, Magna Domino Hungarorum. Die beiden wichtigsten Schätze der Basilika sind die Gnadenstatue von Maria und dem kleinen Jesukind und das vom Ludwig I. geschenkte Bild der Jungfern Maria. Die Gnadenstatue ist 48 cm hoch, wurde aus Holz hergestellt und zeigt Maria, die im rechten Arm den kleinen Jesus hält. Maria reicht dem Kind mit dem linken eine Birne, das Kind mit dem rechten einen Apfel für seine Mutter. Die Statue wird in Prachtgewand angezogen an den drei wichtigsten Festtagen des Jahres: am Karfreitag, an Marias Geburtstag (8. September) und am Gründungstag der Stadt (21. Dezember). Diese aus teuren Stoffen und Spitzen genähten Kleider wurden von adeligen Damen gemacht und gespendet, die heutigen Stücke stammen meistens aus dem 19. und 20. Jh.. Die Kronen von der Madonna und vom Jesukind sind auch Geschenke, meistens sind die im Jahr 1821 durch den Herzogprimas (Kardinal) Sándor Rudnay geschenkten und 1908 vom Papst Pius X. gesegneten Kronenpaare auf der Gnadenstatue zu sehen.
Pilger kamen schon im 12. Jahrhundert nach Mariazell, aber ihre Zahl erhöhte sich erst ab gegen 1330. Die Popularität des Ortes stieg ganz bis zum Pilgerverbot von Joseph II. und seit der Aufhebung des Verbotes kommen bis heute wieder immer mehr Pilger, d.h. ungefähr eine Million jedes Jahr. Nach Schätzungen kommt jeder sechste zu Fuß. Die traditionellen Pilgerwege wurden 1981 in einer Länge von 1100 km unter dem Namen "Mariazeller Pilgerwege 06" systematisch zusammengefaßt, die aus Wien, aus dem Burgenland, Niederösterreich, der Steiermark, Oberösterreich und Kärnten nach Mariazell führen.
Sehenswürdigkeiten
- Basilika: die charakteristische, dreitürmige Kirche ist das Zeichen der Stadt. Sie mischt auf besonderer Art die Stilrichtungen Gotik und Barock, der Altar ist das Kunstwerk von Fischer von Erlach.
- Ursprungsfelsen : laut Legende wurde von diesem Felsen der Weg vor dem Mönch gesperrt, durch sein Gebet spaltete er sich aber und darauf wird der Ursprung der Stadt zurückgeführt. Zum Felsen führt ein gezeichneter Wanderweg.
- Bergbaumuseum (Gußwerk): im Gebäde des ehemaligen KuK Gußwerkes kann man die Ausstellung über die Bergbaugeschichte der Region besichtigen.
- Museumstramway: in der Bahnstation von Mariazell kann man die älteste Dampfstrassenbahn der Welt anschauen. Die Waggons wurden originaltreu wiederhergestellt und bringen uns während der kurzen Fahrt in die Stimmung des 19. Jahrhunderts zurück.
- Mariazellerbahn: die 83 km lange Schmalspurbahn bietet eine romantische Reisealternative zwischen Sankt Pölten und Mariazell.
- Bürgereralpe: man kann auf den 1267 m hohen Berg von Mariazell sowohl zu Fuß, als auch mit der Gondelbahn hinauf. Neben der wunderschönen Aussicht werden die Besucher von zahlreichen Skipisten, einem Aussichtsturm, Erlebnispark und von mehreren stimmungsvollen Alpenhütten erwartet.
- Erlebnispark Holzknechtland: auf der Bürgeralpe befindet sich der Erlebnispark, wo das Leben der Holzknechte vorgestellt wird.
- Gemeindealpe: der höchste Punkt der Mariazeller Region ist schon auf der niederösterreichischen Seite zu finden. Der 1626 m hohe Berg kann mit dem Sessellift erreicht werden, wo ein herrliches Panorama auf die Nachbarberge auf uns wartet. Im Winter ist er ein beliebter Skiort.
- Salza: der 88 km lange Fluß ist für Rafting-Freunde gut bekannt.
- Heiliger Brunnen: das Wasser des Brunnen soll eine Heilkraft haben, so nehmen auch die Pilger oft davon nach Hause mit.
- Mechanisches Betlehem: auf dem Kalvarienberg in einem Privathaus kann man dieses Betlehem mit 12 Szenen aus dem neuen Testament mit insgesamt 130 mobilen Figuren besichtigen.
Partnerstädte
Mariazell wurde am 1. Mai 2004 in die im Jahr 1996 gegründete Organisation „Shrines of Europe” aufgenommen, wo folgende europäische Maria-Wahlfahrstorte Mitglieder sind:
- Fatima, Portugal
- Lourdes, Frankreich
- Loreto, Italien
- Czestochowa, Polen
- Altötting, Deutschland
- Mariazell, Österreich
- Esztergom (6. Mai 2002, Ungarn)
Hotel, Restaurant, Cafe Goldene Krone A-8630 Mariazell, Grazerstraße 1. Tel. +43 3882 2583 Fax +43 3882 2583 33 EMAIL: krone@mariazell.at